Gleichrichterwerk

Unter dem Titel »Kurios, was man in Berlin gerade alles kaufen kann« schrieb der Berliner Kurier am 14. Mai 2003:

Auch im Angebot: ein kleines Gleichrichterwerk in der Machnower Straße (Zehlendorf), ein expressionistischer Backsteinbau aus den 20er Jahren. Er wurde in den 60er Jahren stillgelegt, als die letzte Straßenbahn in Berlin aufs Abstellgleis fuhr. Für 750 000 Euro kann er Ihnen gehören.

Nun hat jemand das schöne Gebäude gekauft und wandelt es mit viel Liebe in ein Wohnhaus um. Ob er den im Kurier erwähnten Preis von 750 000 € tatsächlich dafür hingeblättert hat, habe ich nicht gefragt, als ich die Fotos gemacht habe.

Gebaut wurde es 1928-1929 von den Berliner Städtischen Elektrizitätswerken, um den von den Abspannwerken gelieferten Drehstrom in Gleichstrom umzuwandeln, so wie ihn die Straßenbahn benötigte. Sein Architekt war Hans Heinrich Müller, der etliche andere architektonisch und ästhetisch herausragende Gebäude für die Elektrizitätswirtschaft entworfen hat, als Berlin die »Elektropolis« war.

Es ist immer wieder verblüffend, wieviel Mühe sich die Erbauer reiner Zweckbauten früher gegeben haben, diese Gebäude ansprechend zu gestalten. Das Haus ist vollkommen klinkerverblendet. Die Fassade wird ganz regelmäßig durch spitzwinklige Vorsprünge gegliedert, die ganz der Formensprache der expressionistischen Architektur folgen.

Diese vier turmartigen Vorsprünge, durch die früher die Belüftung der Transformatoren erfolgte, verleihen dem Gebäude fast den Ausdruck einer mittelalterlichen Burganlage. Die drei großen Tore an der Frontseite machen jetzt – gemäß der neuen Zweckbestimmung – großen Fenstern Platz und auch im Obergeschoss wurden Fenster in die ehemals durchgängig geschlossenen Wände eingesetzt.

Nachtrag 2019

Im April 2011 veröffentlichte die Deutsche Welle einen Fernsehbeitrag über das aus dem Gleichrichterwerk entstandene Wohngebäude:

Ein ehemaliges Stromwerk in Berlin als Wohnhaus | euromaxx


Früheres Gleichrichterwerk

Machnower Straße 83, 14165 Berlin-Lichterfelde

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